NACHTDIENST IM ROTLICHTMILIEU oder VON KUBA NACH BERMUDA
von Dagmar

....Wenn diese Erkältung nicht gewesen wäre, hätte ich längst meine Skitour zum Ortler gebucht - da kam plötzlich die entscheidende mail: Koje frei für den Törn von Kuba über die Bahamas zu den Bermudas, kurzfristig Mitsegler gesucht!
Eigentlich wollte ich immer schon einmal im Leben Transatlantik segeln, dachte aber mehr an die klassische Route von Ost nach West, und hatte diesen Plan aufgehoben für später, wenn die Kinder endgültig erwachsen sind und ich mir so viel Urlaub am Stück auch beruflich leisten könnte. Aber dies hier, das wären ja nur 2 Wochen und eigentlich die spannendere Variante, nämlich nicht mit Rückenwind, sondern eher ein Kreuzkurs am Wind. Gut 1100 Seemeilen, über eine Woche kein Land in Sicht, zu zweit auf einer Nussschale in der Weite des Atlantiks. Der Stein war im Rollen - trotz bedenklichen Kopfschüttelns mancher, denen ich von meinen Plänen erzählte, es gab kein Zurück. Ich hatte ein wenig Angst vor der eigenen Courage, aber meine besten Freunde wußten : "Du mußt das machen, also machs einfach!"


Wenigstens kannte ich das Boot, mehr oder weniger zufällig hatte ich im letzten Herbst ein Skippertraining rund um die Kanaren gesucht und war dabei auf die LEON de MAR gestoßen. Kein schneeweißer Blender mit Teakdeck und Schnickschnack, aber eine grundsolide, technisch perfekt ausgestattete Alu-Fahrtenjacht, die schon so einiges erlebt hat, von den Faroer über Schottland, Norwegen, Island und einigen Atlantik-Überquerungen. Die konnte sicher auch mal einen tüchtigen Sturm ab, das war klar - wahrscheinlich besser als ich zumindest.
Skippern würde diesmal der Eigner selbst, Jürgen, so weit ich wußte ein Internist, der für die Segelei erst kürzlich seine Hausarzt-Praxis an den Nagel gehängt hatte. Ich kannte ihn nur aus den Kommentaren meiner Mitsegler während des Kanaren-Törns, aber das klang sympathisch, so als könnte man es wohl 14 Tage mit ihm aushalten.
Die passenden Flüge waren über Nacht gefunden, eine Woche vorher hatte ich die Tickets in den Händen, Abflug Karfreitag in die Karibik, der lange deutsche Winter war damit endgültig zu Ende. Über Madrid nach Havanna, eine grand old lady, heute 2,5 Millionen-Metropole. Ich hatte Jürgen in etwa meine Ankunft angekündigt, hatte ihn aber in den letzten vier Tagen nicht mehr erreichen können und so flog ich ein wenig ins Blaue. Wahrscheinlich würde er wohl nicht in der Innenstadt-Marina, sondern weiter draußen in der Marina Hemingway liegen, hatte er mir vorher mitgeteilt, mehr wußte ich nicht. Am Flughafen versuchte ich ihn anzurufen, merkte, wie er an sein Handy ging, aber mehr als Störempfang kam dabei nicht heraus. Also nahm ich auf Verdacht ein Taxi zur Hemingway Marina und vergaß aus Aufregung ganz das Feilschen um den Preis. Wie sicher konnte ich mich als Frau allein auf Kuba bewegen? Eine leichte Brise verwehte die beklemmende Schwüle, die mir aus den geöffneten Fenstern entgegenschlug, der Fahrer verriegelte die Türen mit einem Knopfdruck. Amerikanisch anmutende vierspurige Straßen mit kubanischen Schlaglöchern, von Palmen gesäumt führten entlang der Stadt, darauf waren jede Menge Bonbon-farbige Oldtimer in mehr oder weniger bruchreifem Zustand als private Taxis unterwegs. Mehr oder weniger jeder, der ein Auto besitzt, scheint in Kuba dies als Nebenerwerb zu betreiben.
Die Marina entpuppte sich als gepflegte und moderne, reichlich bewachte Anlage und ich war erleichtert, als auf die Frage nach der LEON de MAR rasch jemand den Weg zum äußersten der 5 Kanäle des Hafens wies. Tatsächlich, Jürgen erwartete mich auf seinem Boot und bald waren wir bei einem MOCHITO dabei, uns ein wenig zu beschnuppern, ob´s man denn wohl so zwei Wochen miteinander auskommen könnte? Irgendwie hatten sich wohl keine weiteren Mitsegler gefunden, obwohl das Boot ja vorher wochenlang ausgebucht war, das bedeutete, das wir beide uns ständig im Schichtwechsel ablösen mussten, um den Horizont nach anderen Schiffen bzw. Kollisionsgefahren abzusuchen und Navigation und Segelführung zu übernehmen. Ob ich dem wohl gewachsen war? Tagsüber war ich ja schon genügend selber im Mittelmeer herumgeskippert, hatte aber nachts doch immer im Hafen oder in einer ruhigen Bucht vor Anker gelegen, meine Nachtsegel-Erfahrung war bis auf eine Nacht in den Kanaren so gut wie Null. Wenigstens kannte ich den üblichen Autopilot, wenn nicht genügend Wind ist und man längere Strecken mit dem Motor fahren muss, aber Erfahrungen mit einer Windfahnen-Segelselbststeuer-Anlage hatte ich natürlich nicht zu bieten. Immerhin war ich neugierig und hoffentlich genügend lernfähig.
Am nächsten Morgen mussten wir erst einmal Proviant besorgen für die erste Etappe zu den Bahamas. Das Angebot hielt sich in Grenzen, aber bald hatten wir was wir brauchten : massenhaft Wasser und Säfte, Zucker gabs nur in 5 Kilo-Beuteln, ebenso kiloweise Tomaten, Zwiebeln, Thunfisch ( ebenfalls in Kilo-Dosen), Mais, 40 Eier und Speck, und, nicht zu vergessen, ein paar Flaschen kubanischen Rum natürlich.
Nachdem alle Vorbereitungen erledigt waren, konnten wir aufbrechen, um Havanna zu entdecken. Wir ließen uns nach entsprechenden Preis-Verhandlungen mit dem Taxi ins Zentrum bringen, gleich zum Capitolio, dem Regierungssitz gegenüber des Theaters an einem der bekanntesten Plätze der Stadt. Wir stürzten uns in quirlige Treiben zwischen Fahrrad-Rikschas, bunten Pferdekutschen, klapprigen Autos und den einheimischen Passanten. Gleich an der ersten Ecke versuchte uns einer Zigarren schwarz zu verkaufen, wir entschieden uns stattdesssen für einen Becher GUARAPO, einem frisch gepressten Zuckerrohrsaft für 1 Peso, eine köstliche Erfrischung! Weiter ging´s durch die Altstadt, in den engen Gassen über uns das Flattern der Wäsche von den Balkonen der meist vom Verfall bedrohten Häuser, bis sich die ersten Blasen an meinen Füßen ankündigten. Nach ein paar Mochitos und einem Abendessen mit ein paar jungen Kubanern feierten wir den Abschied von Kuba bei Salsa-Rhythmen in einer für kubanische Verhältnisse sicher luxuriösen Freilicht-Disko mit Pool.
Ausgeschlafen teste ich am nächsten Morgen noch schnell die Wasserqualität im Hafen durch eine Kopfsprung ins 27°C warme Meer.
Nach einer endlosen Prozedur mit den Hafen-Behörden, die unser Schiff vor der Abreise inspizierten incl. Durchsuchung mit einem Drogen-Hund und einer Menge Papierkram kamen wir endlich gegen Nachmittag los.
Draußen vor dem Hafen wehte ein herrliches Lüftchen, so konnten wir gleich das Groß und die volle Genua setzen. Noch einmal nähern wir uns der Skyline von Havanna, segeln parallel zum MALECON, der berühmten 7 km langen Uferpromenade, hier brandet der Atlantik gegen die Kaimauer und sein salziger Atem nagt an der Bausubstanz der Häuser. Wir nähern uns EL MORRO, dem mächtigen Kastell, von den spanischen Kolonialherren 1589 zum Schutz des Hafens errichtet, von hier aus wurde der Hafeneingang mit einer schweren Eisenkette bis zum gegenüberliegenden Castillo de la Punta abgeriegelt. Auch für uns ist es verboten, den inneren Hafen anzulaufen und wie zur Erinnerung erschallen Kanonenschüsse von dem Hügel, auf dem die nächste Festung, die Fortalezza de San Carlos de la Cabana, mit Angriff droht.
so wenden wir uns schließlich ab und setzen Kurs auf die Bahamas. Nach Jürgens Anweisung mache ich mich mit EGON bekannt, der Windfahnen-Steueranlage, er wird mir in den nächsten Nächten ein treuer Kumpel und zuverlässiger Begleiter. Die erste Creation der Bordküche gelingt Jürgen prächtig und so gehen wir gestärkt in die erste Nacht. Vereinbart haben wir 6-Stunden-Schichten, ich als Nachteule und Morgenmuffel beginne um 22;00, ab 04:00 ist dann Jürgen bereit aufzustehen. Ich mache mich vertraut mit den Aufgaben der Nacht: am Kartentisch findet die zentrale Navigation statt, mithilfe von elektronischen Seekarten berechnet der Computer mir meinen Kurs, hier finde ich WetterFax-Meldungen und aktuelle GPS- und Wind-Infomationen. Hier und jetzt ist Rotlicht-Beleuchtung angesagt, damit ich keine langen Akkomodationsprobleme habe, falls ich draußen mal plötzlich nach dem Rechten schauen muss. Alle 2 Stunden trage ich unsere Position und die wichtigsten Angaben über Windrichtung und -Stärke, gefahrenen Kurs und Geschwindigkeit ins Logbuch ein, so können wir auch konventionell navigieren, falls wirklich mal die ganze Elektronik ausfallen Würde. Aber mein Platz ist auch immer wieder an EGONs Seite, mit kleinen Korrekturen helfe ich ihm den Kurs zu halten ( vorrausgesetzt dass ich an der richtigen Strippe ziehe ), Über mir ein grandioser Sternenhimmel - Astronavigation müsste man können - und ums Boot funkeln die Wellen wie ein Lichtermeer. Gegen elf Uhr geht der Vollmond hinter dem Boot auf und erhellt meine erste Nacht allein an Deck. Zunehmend frischt der Wind auf, von hinten schiebt der Golfstrom und wir brettern mit bis zu zehn Knoten durch die Nacht, da kann ich nur hoffen, dass nichts im Weg liegt.
Fürs erste habe ich Glück, nur in der Peripherie ziehen ein paar Schiffe an uns vorbei, ich erinnere mich an die Lichterkennung und kann bald mit wiederholtem Peilmanöver ihre vorraussichtliche Richtung erkennen.
Anders geht´s mir in der zweiten Nacht. Bei zunehmendem Wind kriege ich Streit mit EGON, weil das Boot immer luvgieriger wird und ich noch nicht sensibel genug bin für EGON´s Feinjustierung. So gerät dann alles kurzfristig außer Kontrolle, EGON kehrt mir den Rücken zu und verweigert den Dienst. Also muss ich dann wohl selbst steuern und versuchen, ihn wieder umzustimmen bzw. neu einzustellen. Gleichzeitig taucht am Horizont ein riesiges, Christbaum-artig beleuchtetes Monster auf, genau vor meiner Nase, das sich immer mal wieder kurzfristig auf mich zu bewegt, dann wieder von mir weg. Ich kann mit dem Fernglas noch nicht erkennen, um was es sich handelt, tippe am ehesten auf eine Öl-Plattform oder sowas Ähnliches. Also in Lee oder Luv daran vorbei? Wenn ich nur wüßte, in welche Richtung das Teil sich demnächst wieder bewegen wird. Gottseidank kommt Jürgen verfrüht aus seiner Koje an Deck und hilft mir EGON wieder zu besänftigen. Auch er kann sich auf das sich nähernde Monster keinen rechten Reim machen, bis wir beim Näherkommen erkennen, dass die beiden roten Bälle hoch an Deck signalisieren, dass es sich um ein Manövrier-unfähiges Fahrzeug handelt. Bei dem riesigen Frachter muss wohl die Maschine immer wieder ausgefallen sein, so ist zu erklären, dass er sich mir vorher abwechselnd näherte und dann wieder entfernte. Wir machen in Lee einen großen Bogen um ihn und sind froh, ihn los zu sein.


Am nächsten Morgen erreichen wir vormittags Freeport auf Grand Bahama, wo Jürgen die Werft ansteuert, denn er muss noch das defekte Lager der Antriebswelle austauschen. Mit der Kamera bewehrt schaue ich neugierig zu wie unser Schiff von einem riesigen Kran aus dem Wasser gehoben und an Land aufgebockt wird. Die Reparatur lässt noch bis zum nächsten Tag auf sich warten, so daß wir mithilfe der Badeleiter und einer angeknüpften Tarzan-Schlinge wieder aufs Boot klettern, erst mal Wäsche waschen und ein Abendessen für gestrandete Schiffsbrüchige vertilgen und dann die fehlenden Stunden Schlaf nachholen.
Am nächsten Morgen bekomme ich auf meine Nachfragen bzgl. Taxi oder Mietwagen ein Auto der Werft als complimentary service zur Verfügung gestellt und kann damit problemlos einkaufen und die Insel entdecken.
Neugierig auf die Marina Lucaya, die ich schon vor Beginn der Reise von Deutschland aus im Netz entdeckt hatte, war die mein erstes Ziel. Ich war ein wenig enttäuscht als klar wurde, dass hier ein typisches Touristen-Mekka aus dem Boden gestampft woden ist mit dicken Edel-Hotelkästen und teuren Läden an einem paradiesischen Strand. In der Marina liegen bloß überdimensionale Sportfischer-Boote mit ihren zum Heck hin ausgerichteten weißen Ledersesseln, in denen sich so ein richtiger Sportangler im weißen Leinenanzug festschnallen lässt, genauso wie Hemingway es beschreibt.
Angesichts der Restaurant-Preise hier draußen beschließen Jürgen und ich später, in der außergewöhnlich gemütlichen Werft-Atmosphere doch mal wieder selbst zu kochen, immerhin habe ich beim Einkaufen ein paar gutaussehende Steaks mitgenommen, die dürfen nicht alt werden. Danach wird das kleine Schwarze hervorgeholt für einen Bummel unter den Schönen und Reichen in Port Lucaya. Wir stranden auf einem zentralen Platz mit guter Musik und einer Pina Colada und bewundern die einheimischen Jugendlichen beim Tanzen - diese glänzenden farbigen Körper haben einfach eine andere Beziehung zur Musik als die der steifen Amerikaner oder Eurasier.
Am nächsten Morgen verspricht uns der Chef der Werft, dass unsere Reparatur heute endgültig fertig wird und unser Schiffchen auch heute noch zu Wasser gelassen wird - angesichts des Arbeitstempos der letzten Tage kommt da bei uns Skepsis auf, denn Jürgen hat die meiste Arbeit selbst machen müssen, sonst wäre nicht viel passiert. Gottseidank kennt er sein Schiff in und auswendig, das ist für mich vor der geplanten längeren Reise ein gutes Gefühl.
Ich starte zu einem Ausflug Richtung Xanadu Beach, ein weitgehend Menschen-leerer Strand, nur von ein paar wenigen Einheimischen und mir besucht, lasse mich im seichten, lauwarmen Wasser von den Wellen schaukeln und träume ein wenig von den Lieben, die jetzt nicht dabei sein konnten.
Als ich zurückkehre liegt die LEON immer noch an Land. Ich beschließe zu Duschen ( es könnte ja vorerst die letzte richtige Dusche sein) und tatsächlich, es lohnt sich, wenig später landen wir wieder im Wasser und beschließen heute abend noch auszulaufen. Jürgen lässt mich skippern und im Dunkeln aus dem Hafen auslaufen, wenig später setzen wir Segel und ziehen los entlang der vielen Untiefen und Wracks, die wir in großem Abstand umfahren.
Bei wenig Wind müssen wir auch am nächsten Morgen motoren und wenn es so langsam weitergeht ist es fraglich ob wir die 800 Meilen so hinter uns bringen, daß ich meinen Rückflug nach Deutschland noch erreiche. Dann muss ich wohl weiter mit bis zu den Azoren.....ein verführerischer Gedanke, alle Pflichten zu vergessen - meine Vagabundenseele lockt das Abenteuer, vermischt sich mit der Sehnsucht nach den Lieben zuhaus und ich bin froh, dass ich das nicht entscheiden muss sondern der Wind.
Poseidon hat sich wohl eines Besseren besonnen, denn gegen Abend frischt der Wind erneut rasch auf, hinzu kommt ein ordentlicher Seegang und ich spüre eine leichte Welle von Übelkeit, als die ersten Brecher übers Vorschiff kommen. Nachmittags haben wir ein zusätzliches Kuttersegel gesetzt, jetzt müssen wir die Genua auf die Hälfte reffen, um nicht zuviel Lage zu schieben. wie gut dass es unter der zusätzlichen festen Sprayhood trocken bleibt! Die ersten blauen Flecken habe ich mir schon geholt, weil jede Bewegung jetzt gut überlegt und geplant sein muss, sonst haut einen die nächste Welle gegen die Wand des Cockpits. Draußen sorgen das Heulen des Windes und das Surren des Windgenerators für Stimmung, nur jetzt ruhig bleiben, "Ist Dir das jetzt unheimlich oder hast Du alles im Griff?" fragt Jürgen bevor er in seiner Koje verschwindet, " Möchtest Du lieber vor der Nacht weiter reffen? Du kannst mich jederzeit wecken, wenn Du Probleme hast.". Ein bisschen mulmiges Gefühl im Bauch habe ich schon, aber reffen kommt vorerst nicht in Frage, dazu ist es viel zu spannend, Mit siebeneinhalb bis acht Knoten Fahrt kommen wir jetzt zügig voran, und meinem Abflug näher. Ich halte meine Wache gut durch und falle gegen fünf müde, aber zufrieden in meine Koje.
Kurz nach zehn werde ich vom Skipper mit einem Kaffee "ans Bett" geweckt, tja, so wird man verwöhnt, (wenn man sich bewährt), und obendrein hat Jürgen während seiner Schicht frische Brötchen fürs Frühstück gebacken.
Der Wetterbericht für die nächsten Tage zeigt, dass es wohl so weiter gehen wird und eine konstante Brise mit 15-20 Knoten Wind und einige Wolken uns vorerst erhalten bleiben, gute Chancen, auf Bermuda noch Zeit für Entdeckungen übrig zu haben. Aus der Traum vom verpassten Flieger, da müsste ich schon schwindeln.
Die kommenden Tage und Nächte vergehen wie im Flug., zwischen Wachen und Schlafen, Kochen und Lesen, Träumen im Sonnenschein und unterm Sternendach. Die grenzenlose Weite gibt ein Gefühl unendlicher Freiheit - es ist Zeit, einmal Abstand zu nehmen vom Alltag und über das Gewesene und all die Möglichkeiten der Zunkunft entspannt nachzudenken. Aus dieser Entfernung betrachtet werden einige Ziele konkreter, Wünsche mächtiger und die Kraft kann wachsen, diese zu verwirklichen - und mit der Kraft wächst der Dank, das dies alles möglich und wirklich ist.
Seglerisch gibt´s immer mal wieder eine neue Herausforderung : in der vierten Nacht lässt plötzlich die Genua nicht mehr reffen, als der Wind zunehmend einschläft und wir den Motor zu Hilfe nehmen wollen. Also muss sie wohl bis morgens früh draußen bleiben, gut, dass jetzt kein Sturm angesagt ist. Am nächsten Morgen demontiert Jürgen die gesamte Rollreffanlage mitsamt der Genua, dabei zeigt sich, dass eine Schraube unterwegs verloren gegangen sein muss, eine andere klemmt bei dem Versuch, die Genua-Reffleine aufzurollen. Also muss eine passende Schraube gefunden bzw. entsprechend passend gefeilt werden, dann wird das gesamte System ordentlich geschmiert und das Vorsegel wieder in die Rollanlage hochgezogen - so lernt man Montage an Bord. Hinterher läuft wieder alles wie....na wie schon, wie geschmiert eben.
In der kommenden Nacht dümpeln wir mit Schmetterling vorm Wind hin und her, das Boot schaukelt gemütlich von einer Seite auf die andere, sodass ich zu Beginn meiner Wache beinahe im Sitzen einschlafe. Wie soll ich bloß noch fünf Stunden durchhalten? Ein starker Kaffee hilft zunächst, dann dreht der Wind zunehmend, sodass ich ganz allein mit Egon eine Halse fahren muss, denn Jürgen schläft tief und fest und ich will ihn natürlich nicht wecken. Das Manöver klappt wie x-mal geübt, Egon ist halt verlässlich und treu - wenn nur alle Männer so wären wie er! Auch der Wind meint es gut mit mir und zeigt sich zunehmend von seiner starken Seite, da lacht das Seglerinnen-Herz und ich fühle mich wieder topfit.

Am liebsten würde ich doch noch die nächsten drei Wochen mit bis zu den Azoren fahren...


www.LeonDeMar-Mitsegeln.de
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E-Mail: Jürgen Brenner